Montag, 24. September 2012

Refugio Coldai - Refugio Carestiato / Passo Duran (Dolomiten-Höhenweg1, Etappe 6)

Nachdem wir noch gestern Abend einen wunderbaren Sonnenuntergang mit grandiosem Panorama rüber zum Pelmo hatten, waren wir heute Morgen an der Refugio Coldai (2.132 m) in dichte Wolken eingehüllt. Das ist schade, denn diese dritte Etappe unserer diesjährigen Tour auf dem Dolomiten-Höhenweg 1 sollte eigentlich die spektakulärste werden, aber man hat es nicht in der Hand. Also hieß es, das Beste aus der Umrundung des Civetta-Massivs zu machen.



Weil es eine sehr lange Tour werden sollte, hieß es früh aufbrechen und das trotz einer Sichtweite von teilweise nur 20 Metern. Bei dieser Sicht war das Überqueren der Forca Coldai schon eine Herausforderung. Nicht nur, dass wir nichts sahen, obwohl sich Wanderern dort sonst ein atemberaubendes Panorama nach Osten und Westen bietet. Besonders schwierig war das Labyrinth der zahllosen Pfade, die Tausende Wanderer dort getreten hatten. Die Wegmarkierungen waren wegen der schlechten Sicht kaum zu sehen. In verschiedene Richtungen drohten außerdem steile Abgänge von mehreren hundert Metern.

Den Lago Coldai sahen wir nur schemenhaft. Und die grandiose Talsicht von 2.208 m hinunter nach Alleghe (1.000 m) war auch kaum vorhanden. Nach der Forca Coldai war immerhin die Wegführung klar zu erkennen. Das grandiose Civetta-Massiv, zeigt sich dagegen meist nur bis zum Beginn seiner Steilwände oberhalb der riesigen Geröllfelder. Der Civetta-Gipfel (3.220 m) zeigte sich dagegen nicht.


Tipp: Wer also weiß, dass am Morgen Wolken auf dieser Höhe sind, sollte bereits am Abend, nach der Ankunft in der Refugio Coldai, ohne Gepäck über den Pass gehen und die Aussicht genießen. Das sind hin und zurück nur gut drei Kilometer ohne nennenswerte Höhenmeter.

Doch weiter: Mit nur marginalen Höhenschwankungen, führt der Weg 560 nach gut zwei Stunden an der Refugio Tissi vorbei, die oberhalb des Weges auf einem talwärts gelegenen Hügel liegt und heute nur mit Glück zu erkennen war. Bei guter Sicht, lohnt der Abstecher auf dem Seitenweg ganz sicher allein wegen seiner direkten Sicht auf den Gipfel der Civetta - muss grandios sein. Wir aber gingen weiter auf dem Weg 560 entlang der Westseite des Civetta-Massivs bis zur Torre Venezia. Danach führt der Weg bergab durch den Wald zur Refugio Vazoller auf 1.714 m.

Auch auf deren Terrasse bieten sich atemberaubende Blicke auf die Felstürme des Torre Trieste. Wer bis zur Refugio Carestiato gehen möchte, sollte hier, auf etwa halber Wegstrecke, in jedem Fall eine längere Rast einlegen. Für uns war es heute sogar die schönste Zeit des Tages, denn während der Rast war klare Sicht mit Sonnenschein.


Danach geht es auf Weg 555, einer Autopiste, weiter talwärts, bis es auf 1.430 m wieder auf den einen Pfad geht, den Weg 554. Der führt ab hier stetig bergauf, abwechselnd durch wilden Wald und riesige Geröllhänge bis zur auf 1.823 m gelegenen Scharte zwischen der Col d'Ors (1.826 m) und der Torretta del Orso (1.887 m).

Der Weg dort ist stellenweise recht ausgesetzt und rechts des Felsens geht es gut 200 m steil bergab. Mir persönlich wurde da schon etwas mulmig, allein wegen des großen Rucksacks. Vorsichtshalber habe ich mir den Beckengurt und den Brustgurt geöffnet, um den Rucksack im Falle eines Falles schnell abwerfen zu können, bevor sein Gewicht mich in die Tiefe reißt. Glücklicherweise ist alles gut gegangen.

Der Weg 554 führt nach dieser namenlosen Forca noch einmal an einer Steilwand entlang, die dieses Mal aber mit einem Drahtseil auf etwa 30 Metern für deutlich mehr Sicherheit sorgt. Nach gut einer halben Stunde ist das Tal entlang des Hanges durchschritten und wir erreichen die Forca del Camp.

Ein paar Meter nach unten passieren wir ein Wegkreuz am Waldesrand. Weiter geht es durch dichten Wald leicht bergab. Durch die Äste sieht man gen Osten schon die Refugio Carestiato. Nach einer Kehre in diese Richtung unterhalb der Camp Del Zoldani geht es immer wieder über Geröllhänge. Die Refugio ist oft zum greifen nah aber der Weg 554 führt noch ein paar Kilometer oberhalb der Waldgrenze bis zu einer Wegkreuzung an der der Weg von der Felswand weg auf einen Sattel führt, auf der die Refugio Carestiato (1.834 m) steht.

Auch wenn man sich schon angekommen wähnt, geht es kurz vor der Hütte noch einmal kräftig bergan, bis die frisch renovierte Hütte erscheint. Diese Refugio ist definitiv die schönste, die wir bis hierhin auf dem Dolomiten-Höhenweg 1 gesehen haben.

Wir übernachten hier und gehen erst am nächsten Tag die gut dreieinhalb Kilometer hinunter zum Passo Duran (1.603 m). Dort lassen wir uns mangels Busverbindung von einem Taxi abholen und zurück zum Passo Falzarego bringen.

Wegstrecke: 18 Kilometer (+ 3 Kilometer zum Passo Duran), 7 Stunden (+ 40 Min), Abstieg 1.175 m(+ 200 m), Aufstieg 895 m, höchster Punkt 2.235 m, tiefster Punkt 1.450 m.

Hütte: Refugio Bruto Carestiato, Fam. Diego Favero, +39 +437 62948, +39 +109 4910252, info@rifugiocarestiato.com

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