Was war das für eine schöne Fahrt. Sieben Tage waren wir im Juni 2014 auf dem Ostseeküsten- Radweg zwischen Lübeck und der polnischen Grenze auf Usedom unterwegs. Ein Erlebnis für die Sinne in einer tollen landschaftlichen Vielfalt, herrlichen Küstenabschnitten und wunderbaren Strandbädern. Zwei Tage unterbrachen wir die Tour in Stralsund mit einer Stippvisite auf Hiddensee und beendeten sie im schönen Heringsdorf auf Usedom. Das Wetter war so la la, aber wir hatten Wind - Rückenwind! (GPX-Datei der gesamten Tour* oder über Karte herunterladen.)
Auch wenn wir noch kurz vor der Hauptsaison unterwegs waren, haben wir doch jedes einzelne Hotel vorher gebucht. Wir favorisieren dafür booking.com, da dort die meisten Hotels noch am Anreisetag storniert werden können. Die Auswahl an Unterkünften, die nur eine Übernachtung ermöglichen, war auch an der Ostsee ganz ordentlich. Gerade in der Vor- und Hauptsaison ist das in solchen Urlaubsgebieten für Radtourenfahrer sonst eher schwierig.
Im Transferbus am Lübecker Travetunnel.
Die Anreise nach Lübeck machen wir mit der Bahn. Auch wenn von Münster aus ein durchgehender Zug bis nach Travemünde fährt, steigen wir schon in Lübeck Hauptbahnhof aus und machen uns von dort aus auf die knapp 20 Kilometer in Lübecks Stadtteil am Strand, Travemünde. Die Tunnelquerung an der Trave per Bus (fahren rund um die Uhr) ist für Radfahrer im übrigen kostenfrei. Ziel des heutigen Tages ist ein Hotel direkt an der Strandpromenade von Travemünde, also in der ersten Reihe. Für mich, der in Lübeck aufgewachsen ist, ist das wie eine Heimkehr an den Strand.
Mit Auf und Ab nach Wismar
Unesco-Welterbe Hansestadt Wismar
Die eigentlich erste Etappe von Travemünde nach Wismar beginnt an der Autofähre zum Priwall. Die Fußgängerfähre an der Travemündung nimmt keine Radfahrer mit. Auf dem Priwall führt der Weg zunächst am Yachthafen mit Travemündes Wahrzeichen, der Windjammer Passat, vorbei. Am Strand angekommen, zweigt der Weg nach rechts ab und verläuft dann bis Boltenhagen weitgehend entlang des Strandes. Auf dieser Etappe sind im übrigen so einige Höhenmeter zu bewältigen. Der Radweg führt durch die leicht hügelige mecklenburgische Küstenlandschaft. Auch nach dem Strandbad Boltenhagen bleibt einem das stetige Auf und Ab bis nach Wismar nicht erspart. Wir übernachten in Wismar direkt am Ostseeküsten-Radweg gegenüber des alten Hafens am Rande der mittelalterlichen Altstadt. (GPX-Datei Etappe 1*)
Nach Kühlungsborn mit Abstecher auf die Insel Poel
Der Hafen von Kirchdorf auf der Insel Poel.
Das sehenswerte Wismar verlassen wir für die zweite Etappe nach Kühlungsborn in nördlicher Richtung, am Rande des Wirtschaftshafens vorbei zu einem Damm, der auf die vor Wismar liegende Insel Poel führt. Sicher, den Schlenker mit seinen gut 20 bis 30 Kilometern kann man sich sparen. Wir haben ihn aber genossen, denn Poel ist eine sehr naturbelassene Insel mit vielen schönen Orten und Badestellen. Zurück über den Damm fahren wir weiter immer mal wieder bergauf und bergab entlang des Salzhaffs. Bis zum Ostseebad Rerick ist die offene Ostsee nur zu erahnen. Ab dort geht es mit aussichtsreichen Blicken über die "Rudingskuppe" am Bastorfer Leuchtturm vorbei hinunter nach Kühlungsborn, ein Ostseebad wie aus dem Bilderbuch mit vielen wunderschönen historischen Strandvillen, die dem Ort seinen besonderen Charme geben. (GPX-Datei Etappe 2*)
"Geisterwald", Warnemünde und Rostocker Heide
Die nächste Etappe führt uns über Warnemünde nach Graal-Müritz. Der Tourenführer bietet dafür zwei Varianten an: der gut asphaltierte Radweg der Bundesstraße oder direkt am Steilufer entlang auf teilweise holprigen Wegen durch den sehenswerten "Geisterwald" nach Heiligendamm. Wir empfehlen letztere Variante und weiter dann entlang der Steilküste nach Nienhagen bis in das fast städtisch erscheinende Warnemünde mit seiner großen Promenade und dem quirligen Hafen. Tourenfahrer sollten nicht die Unterführung am Bahnhof zum Fähranleger nehmen, denn hier gibt es keinen Fahrstuhl, sondern nur eine Treppenrinne. Besser ist es, zunächst parallel der Bahnlinie bis zum nächsten Haltepunkt zu fahren und dort die befahrbare Unterführung zu nehmen und dann wieder zurück zum Fähranleger zu radeln.
Im "Geisterwald", dem Naturschutzgebiet Nienhagener Holz.
Auf der anderen Seite geht es dann hinter dem Ostseebad Hohe Düne direkt in die Rostocker Heide, ein ausgedehntes Waldgebiet mit nicht asphaltierten, aber gut befahrbaren Wegen bis ins Luftkurbad Graal-Müritz. Hier haben wir bereits lange vor unserer Tour schon kein Hotel im Ort finden können und müssen nun fünf Kilometer landeinwärts nach Neu Hirschberg fahren, um dort in einer Pension an der Landstraße einzukehren. Die erweist sich als besser, als sie von außen aussieht. (GPX-Datei Etappe 3*)
Sehenswerter Darß
Am Zingster Strand.
Die vierte Etappe führt uns von Graal-Müritz auf den Darß nach Zingst. Dieses ist in der Rückschau, aus meiner Sicht, die schönste Etappe. Wer Zeit hat, sollte hier länger bleiben als nur eine Nacht. Zunächst geht es an der Steilküste entlang nach Neuhaus und Dierenhagen, wo der Darß beginnt und der Radweg erhöht auf einem Deich verläuft. Linker Hand die Mecklenburger Bucht, rechts der Bodden erreichen wir Fischland und wenig später, weiter auf dem Deich, das Ostseebad Wustrow. Dahinter führt der weitere Weg - teils sehr windig am Bodden - entlang. Sehenswert ist der kleine Hafen von Ahrenshoop, weiter nach Osten folgen die idyllischen Boddenorte Born und Wirk (Nationalpark-Zentrum "Arche"). Über einen großen Bogen erreichen wir Prerow und flitzen mit reichlich Rückenwind die restlichen sechs Kilometer auf einem Deich nach Zingst. Das Ostseeheilbad liegt einerseits an der offenen Ostsee, andererseits mit einem kleinen Hafen landeinwärts am Zingster Strom. (GPX-Datei Etappe 4*)
Binnenlandtour nach Stralsund
Der Hafen von Stralsund, links mit dem Ozeaneum.
Die fünfte Etappe von Zingst nach Stralsund gefällt uns am wenigsten von allen Etappen. Wir verlassen den Darß parallel zur Eisenbahnlinie nach Barth. Der Hafenort beherbergt das Museum zur untergegangenen Stadt Vineta, die am wahrscheinlichsten wohl hier gestanden hat. Wir fahren weiter südlich am Barther Bodden entlang und dann mit weiten Blicken, ohne viele Orte zu berühren, um das Bartelshagener Steinriff herum. Kurz bevor die offene Ostsee wieder in Sichtweite kommt, biegen wir landeinwärts ab in Richtung Klausdorf und zur Stralsunder Bucht. Nach vier Tagen erreichen wir mal wieder eine richtige Stadt, und was für eine schöne - Stralsund. (GPX-Datei Etappe 5*)
Stralsund mit Abstecher nach Hiddensee
Der Leuchtturm Gellen auf Hiddensee.
Wie beschrieben, verbringen wir in der alten Hansestadt Stralsund zwei Nächte und machen von dort aus eine Stippvisite per Schiff nach Hiddensee. Das Fahrrad mitnehmen oder vor Ort eines leihen - preislich ist das kaum ein Unterschied, das eigene Fahrrad ist vermutlich besser als das Leihrad. Hiddensee per Rad ist schnell erkundet. Oben im Norden ist der Weg recht holperig, unten im Süden wird er teilweise sehr sandig. Mein Lieblingsspot: der Leuchtturm Gellen, wo ich trotz Badeverbots in die Wellen springe.
Abkürzung mit dem Zug nach Greifswald
Die alte Klappbrücke in Wieck.
Ab Stralsund nehmen wir zunächst weiter den Zug nach Greifswald. Auf das denkmalgeschützte Kopfsteinpflaster dorthin pfeifen wir. Greifswalds schöner Marktplatz und der Dom gefallen uns sehr. Wir fahren unten am Hafen entlang der Ryk in Richtung Wieck mit seiner sehenswerten Klappbrücke. Dann geht's südlich der Dänischen Wiek zunächst entlang der Bundesstraße und dann weiter in Richtung Norden über Ludwigsburg (verfallenes Schloss!) wieder an die offene Ostsee. Vor Wollgast bieten sich in Ludwigsburg und später im Seebad Lubmin die vorerst letzten Bademöglichkeiten. Nach Lubmin führt der Radweg einige hundert Meter um ein stillgelegtes Atomkraftwerk herum. In Wollgast übernachten wir im "Postel", das in der alten kaiserlichen Post untergebracht ist - sehr stylish, nett mit lustiger Zimmerdecke. (GPX-Datei Etappe 6*)
Über die hügelige Insel Usedom
Die Seebrücke in Ahlbeck.
Am nächsten Tag geht es auf der großen Klappbrücke über die Peene. Wir sehen den kleinen Hafen wieder, in dem wir am Vorabend gegessen haben. Nach der Brücke beginnt unsere letzte Etappe auf Usedom. Die Insel ist waldiger und vor allem hügeliger, als wir gedacht haben. Obwohl wir immer entlang der Wasserlinie fahren, geht es bis Heringsdorf ordentlich bergauf und bergab, teilweise mit 10 Prozent Steigung, was mit Gepäck auch auf einer kurzen Strecke von 300 Metern recht fordernd sein kann. Viele Radler steigen auch ab. Das mühsame Radeln wird mit den wunderbaren Seebädern Heringsdorf und Ahlbeck belohnt. Hier bleiben wir ein paar Tage und radeln auch noch rüber ins polnische Swinemünde. (GPX-Datei Etappe 7, Tour nach Swinemünde*)
* Diese GPS-Dateien im GPX-Format sind durch Track-Aufzeichnung mit einem Garmin Oregon 200 entstanden. Es gibt Abweichungen von der offiziellen Streckenführung und Ungenauigkeiten.
Es ist schon immer ein Traum von mir gewesen, die komplette mecklenburgische Ostseeküste abzufahren. Bis zum Fall der Mauer hatte ich diesen Teil der Ostsee immer nur mit Grenzzaun gesehen. Als Kind habe ich bei Spaziergängen am Priwall in Lübeck-Travemünde Steine über den Grenzzaun geworfen. An langen Sommerabenden sah ich vom Brodtener Ufer in Travemünde die Leuchtkegel der NVA-Grenztürme über das dunkle Wasser ziehen, die so nah am Westen in nur hunderten Meter Abstand zu einander am Strand standen. Und immer fragte ich mich, wie mag es da wohl aussehen, dahinten hinter der nächsten Biegung.
Heute weiß ich, dass die Ostsee-Strände der ehemaligen DDR so schön und natürlich sind, wie sie im Westen möglicherweise auch einmal waren. Bisher kenne ich nur das Stück Küste zwischen der Trave-Mündung in die Lübecker Bucht und dem Seebad Boltenhagenhagen. Auch Wismar und die Insel Poel vor der Wismarer Bucht habe ich schon mehrfach besucht, schon vor der Grenzöffnung.
In diesem Jahr will ich aber auf zwei Rädern die gesamte Küste abfahren, von Lübeck-Travemünde bis nach Usedom an die polnische Grenze auf dem Ostseeküsten-Radweg. So habe ich die Tour derzeit geplant:
> Anreise mit der Bahn nach Lübeck-Travemünde
> 01. Etappe: Travemünde - Wismar (58 km)
> 02. Etappe: Wismar - Rerik (63 km)
> 03. Etappe: Rerik - Graal-Müritz (57 km)
> 04. Etappe: Graal-Müritz - Zingst (47 km)
< Aufenthalt Zingst / Darß
> 05. Etappe: Zingst - Stralsund (53 km)
< Ausflug: Rügen oder Hiddensee
> 06. Etappe: Stralsund Wolgast (51 km, Stralsund - Greifswald per Bahn)
> 07. Etappe: Wolgast - Heringsdorf / Ahlbeck (40 km)
< Aufenthalt Usedom
> Abreise mit der Bahn ab Heringsdorf / Stralsund
Für mich wurden auf dieser Strecke ganz viele Erinnerungen aus meiner Kindheit und Jugend in Lübeck wach. Schon vor dem Start an die Ostsee habe ich mir vorgenommen, von der Lübecker Altstadt nach Travemünde zu laufen, eine Strecke, die ich bereits per Rad und Inlineskates gefahren bin. Heute habe ich die 22,18 km entlang der alten Hauptstrecke an den Strand laufend absolviert.
Zunächst ging es von der St. Annen Straße über die Krähenstraße und die Moltkestraße an die Wakenitz. Das schöne Wetter hatte viele Kanu- und Tretbootfahrer auf das seeähnliche Endstück der Wakenitz gelockt. Vorbei an der alten Badeanstalt und dem Schulgarten führt die Strecke zum Burglatz mit dem Burgtor und dann auf die Travemünder Allee.
Durch das alte Villenviertel am Stadtpark ging es dann weiter zum Lübecker Volksfestplatz. Dann ist Orientierung gefragt: Im Zickzack führt der Weg danach durch den dichten Wald des Lauerholz bis kurz vor der Mautstelle am Herrentunnel. Wer hier Pech hat, muss möglicherweise 15 Minuten auf den kostenlosen Transferbus warten.
Ich konnte heute gleich einsteigen und schon ging es unter der Trave hindurch. Auf der anderen Seite führt der Weg zunächst entlang der autobahnähnlichen B75 bis nach Kücknitz. Hier zweigt der Weg über die Ortsmitte zur alten Hauptstrecke ab. Schön schattig führt der (Rad-)Weg bis nach Ivendorf und weiter bis zum Skandinavienkai.
In Travemünde geht es weiter über die Fußgängerzone der Vorderreihe, am Hafen entlang zur Strandpromenade. Von hier aus sind es nur noch wenige hundert Meter zum Strandkorb und zur Abkühlung in der Ostsee.
Was wäre ein Läufer ohne seine Laufschuhe!? Die gehörten natürlich auch bei meinem Heimaturlaub an der Ostsee ins Reisegepäck. Zwei wunderbare Laufstrecken habe ich mir in meiner alten Heimat schon erlaufen.
Die Erste ist eine grandiose Panoramastrecke zwischen Lübeck-Travemünde und Niendorf an der Ostsee. Die Hin- und Zurück-Strecke ist insgesamt 14,5 km lang. Hinter Travemünde führt sie zunächst auf dem so genannten Brodtener Ufer, oberhalb der Ostsee entlang. Während unten die Wellen gegen den Strand plätschern, werden Läufer oben mit grandiosen Weitblicken über die Lübecker Bucht verwöhnt. Immer wieder führt der Weg auf dem Steilufer durch kleine Waldstücke, die bei Sonne Schatten spenden.
Nach gut fünf Kilometern geht es in Niendorf runter auf die Strandpromenade, die im Sommer recht voll sein kann. Gute zwei Kilometer weiter erreicht man den kleinen Hafen mit seinen winzigen Fischerbooten.
Ab hier führt die Laufstrecke auf der selben Strecke zurück nach Travemünde. Schon auf der Niendorfer Strandpromenade freue ich mich auf die Panoramablicke am Steilufer, die jetzt ganz andere sind als auf dem Hinweg. In Travemünde geht es dann auf der Strandpromenade zum Strandkorb und dann mit einem erfrischenden Spring ins Kühle Nass der Ostsee - herrlich.
Die zweite Strecke führt von der historischen Lübecker Altstadt am alten Elbe-Lübeck-Kanal entlang. Sie ist 10,4 km lang, kann aber durchaus in Richtung Süden deutlich verlängert werden.
Wir laufen von der Krähenstraße an der Altstadt über den Stadtgraben und die Lachswehr in Richtung Lübeck-Moisling. Entlang des häufig mit Schilf bewachsenen Ufers gibt es immer wieder idyllische Blicke in kleine Seitenarme des Kanals.
In Moisling geht der Weg über die Straßenbrücke auf die andere Uferseite zurück in die Altstadt. Schon kurz nach dem Wendepunkt tauchen die ersten Türme der mittelalterlichen Kirchen zwischen den Baumwipfeln auf. Kurz vor der Mühlenbrücke zeigt sich der stolze Dom der Hansestadt in voller Pracht. An der Krähenstraße geht zurück in unser Ganghaus im St. Annen Viertel.