Donnerstag, 1. Januar 2009

Über das Gehen

Folgende Passage habe ich heute in dem Buch entdeckt, das ich im Moment lese:

"Ich dachte an die Evolutionstheoretiker, die behaupten, das Gehen sei ein zentraler Aspekt dessen, was man als 'menschlich' bezeichnet. Dass wir uns auf zwei Beinen fortbewegten sei das, was uns von den Affen unterscheide. Beim Gehen hat man die Hände für Werkzeuge frei, und unsere Fähigkeit zu gehen hat uns auf langen Märschen von Afrika weggeführt. Als Spezies haben wir zu Fuß die Welt kolonisiert. Ein Großteil der Geschichte des Menschen wurde durch im Schritttempo geknüpfte Kontakte geschaffen, selbst wenn einige dieser Menschen auf Pferden ritten. Ich dachte an die Wallfahrten nach Santiago de Compostella in Spanien; nach Mekka; zu den Quellen des Ganges; und an die Wanderderwische, an die Sadhus, jene heiligen Männer des Hinduismus, und an die Mönche, die sich gott zu Fuß näherten. Der Buddha meditierte beim Wandern, und Wordworth komponierte Sonette, während er Seen umwanderte.

Bruce Chatwin schloss aus alledem, dass wir besser denken und leben könnten und unseren menschlichen Bestrebungen näher waren, wenn wir uns ständig zu Fuß über die Erde bewegten."

(Rory Stewart; So weit die Knie tragen - Mein Fußmarsch durch Afghanistan; München 2007 (2. Aufl., Piper Verlag); S. 115)

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