Dienstag, 23. September 2014

Dolomitenhöhenweg 2 (3): Von der Puezhütte ins Grödner Joch und hinauf zur Piscadù-Hütte

Kalt ist es, als wir am Morgen vor die Tür gehen. Wolken wabern bei einstelligen Temperaturen über die Hochebene und die Valunga-Schlucht. Wir haben heute Mittag am Grödner Joch eine Verabredung mit einem Bergführer, der uns über die einfache Variante des Piscadù-Klettersteiges auf das Sella-Massiv zu unserer nächsten Hütte bringen soll.

Dolomites, Zillertaler Alpes, Italy, Austria
Diese Aufnahme entstand vom Sella-Massiv aus: Sie zeigt in der vorderen Bildebene den Blick auf den Puezkofel (2.725 m) und rechts darunter, ganz klein, die Puezhütte. Ganz hinten, in der oberen Bildebene liegen die Zillertaler Alpen in Österreich.

Da wir bisher immer länger gebraucht haben, gehen wir mit eingeplantem Zeitpuffer los. Dennoch brauchen wir exakt zwei Stunden von der Puezhütte hinunter aufs Grödner Joch. Wir umrunden dafür die Valunga-Schlucht in östlicher Richtung. Die Schlucht erschien uns gestern jedoch imposanter, heute Vormittag gefällt uns dagegen der schöne Blick hinüber auf den gestrigen Weg. 

Hier stehe ich beim Abstieg zum
Grödner Joch vor der Sella-Gruppe
Am Ende des Hochplateaus wird die recht einfache Forcella Crespina (2.528 m) überschritten, hinein in das Val Chedul mit einem guten Blick hinunter nach Wolkenstein. Der Weg Nummer 2 führt  unterhalb eines Hanges zu einer weiteren Scharte, der Forcella Cier Danter les Pizes. Dahinter warten bizarre Felsformationen, durch die hindurch sich der Pfad zunächst langsam, dann immer steiler bergab zum Grödner Joch senkt. Von dem Punkt an kommen uns recht viele Tageswanderer entgegen.



Das Grödner Joch
Zuerst erreichen wir beim Abstieg die große Hütte von Jimmy, die Fußlahme vom Grödner Joch aus auch per Auto anfahren können. Wir gehen weiter ins Zentrum des Grödner Jochs und erleben dort teilweise bizarre Situation mit Bustouristen aus Deutschland und den Niederlanden, die zur Mittagszeit in Massen auf diesen bekannten Alpenpass gekarrt werden. Nach über zwei Tagen auf dem Berg vertreiben uns diese Beobachtungen auf amüsante Weise die Wartezeit, bis endlich unser Bergführer kommt.

Aufstieg auf den Piscadù. Weil es heute 
so kalt ist, sind auch die kleinen Wasser-
rinnsale an der Steilwand gefroren und 
selbst der Boden ist stellenweise mit 
einerhauchdünnen Einschicht überzogen.
Helmut von Arc Alpin bringt uns für 250 Euro vom Grödner Joch über den Weg 666, die einfache Variante des Piscadù-Klettersteiges, hinauf zur gleichnamigen Hütte. Für zwei Personen ist das natürlich schon ein ordentlicher Preis, aber Helmut hebt uns über eine neue Erfahrungsstufe am Berg, die wir ohne ihn nicht geschafft hätten. Andere Wanderer, die heute Morgen mit uns an der Puezhütte aufgebrochen waren, kamen uns entgegen. Sie haben kehrt gemacht, denn der im oberen Bereich steile Weg war wegen der Kälte heute teilweise mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Die Sonne scheint zu dieser Jahreszeit nämlich erst am späten Mittag nur kurz in das enge, steile Tal. 

So manch anderer kommt uns mit verkniffenem, ängstlichen Gesicht entgegen, während uns Helmut mit Seil- und Karabinersicherung langsam nach oben führt. Angst haben wir dadurch keine. Die Begleitung von Helmut und seine Erklärungen zum Sella-Massiv sind eine wunderbare Erfahrung und Bereicherung. Wir haben einen ganz anderen Blick für den Weg und die Natur auf dem für unseren bisherigen Erfahrungshorizont schwierigen Weg. Das nächste Mal würden wir einen solchen Abschnitt wohl auch alleine meistern. Auf jeden Fall beschließen wir, uns eine kleine Kletterausstattung zuzulegen.

Die wunderschön gelegene Piscadù-Hütte (2.585 m)
Dieser Aufstieg findet seinen grandiosen Abschluss oben auf dem Brunecker Turm mit grandioser Fernsicht auf die andere Seite des Grödner Jochs, zum Piz Puez, zur Geisler Gruppe und ins Gadertal, auf Corvara und La Villa / Stern - einfach nur grandios.


Grandios freundlich und gemütlich ist auch die Piscadù-Hütte, vor allem im Vergleich zur gestrigen Puezhütte. Es wird ein wunderbar weinseliger Abend mit zwei Belgiern, die wir bereits gestern kennengelernt hatten. Die Nacht wird ruhig, denn wir haben das 4-Bett-Zimmer für uns allein.

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