Samstag, 30. Mai 2009

Hexenstieg Etappe 01: Altenau - Brocken

Das Hotel am Küstelberg ist voll an diesem Morgen. Viele Pseudo-Wanderer und Kegelclubs scheinen unterwegs zu sein, wie sich später herausstellt, glücklicherweise nicht auf unseren Wegen.

Nach dem Frühstück und nach der "Einweisung" durch unseren Veranstalter, finden wir nur wenige Meter von unserem Hotel entfernt den Zuweg zum Harzer Hexenstieg. Er führt an dem heute verlassenen Waldfreibad vorbei, den Berg hinauf in einen Taleinschnitt. Der Wald ist dicht und die Sonne scheint durch das unglaublich grüne Unterholz. Nach einem gutem Kilometer trifft der Zuweg auf den Harzer Hexenstieg.

Dammgraben, Harz, GermanyDer Weg führt in dichtem Wald immer entlang des Dammgrabens, der 1732 als Teil eines ausgeklügelten Wassersystems im Oberharz angelegt wurde. Der 19 Kilometer lange Graben diente mit zahlreichen Seitengräben und Riegeln der gezielten Wasserableitung aus den regenreichen Höhen des Harzes. Das Wasser diente der Montanindustrie in der Region.

Der Dammgraben gibt dem zunächst sachte ansteigenden Harzer Hexenstieg ein unverwechselbares Flair. An einer Stelle fließt das Wasser unglaublich schnell, um wenig später im glitzendernden Sonnenlicht an einer 90-Grad-Kurve wieder abgebremst zu werden. Dann wieder fließt das Wasser gemächlich entlang des Weges.

Harzer Hexenstieg, GermanyErst als der Weg am Rande eines steilen Hanges mit skurrilen Felsen den Hang hinauf führt, gerät der Dammgraben aus dem Blick. Dieses Stück kurz vor Torfhaus gehört zu den schönsten Passagen unserer drei Tage. Immer wieder gibt der dunkle Fichtenwald weite Blicke frei. Die dünnen Bäume stehen teilweise zwischen großen Felsformationen. Überall wachsen Moose und Farne.

Brocken (1142 m), Harz GermanyKurz vor Torfhaus, nach gut acht Kilometern Wegstrecke, wird es weniger idyllisch. Straßengeräusche kommen auf und der Pfad wird wieder zum Weg. Als wir Torfhaus erreichen, haben Regenwolken die letzen blauen Flecken am Himmel verdrängt und es fängt an zu nieseln. Während wir gestern bei der Anfahrt von der Kreuzung an der Bundesstraße noch den Brocken und seinen rot-weiß gestreiften Mast sehen konnten, ist die Spitze des Berges heute nicht zu sehen.

Torfhauser Moor, GermanyNicht nur deshalb beschließen wir, die Kreuzung Torfhaus zügig hinter uns zu lassen. Der Weg ist jetzt eine wahre Wander-"Autobahn" geworden. Viele Spaziergänger kommen uns entgegen, einige gehen unseres Weges, oft in gänzlich ungeigneter Kleidung und wanderuntauglichem Schuhwerk. Nur kurz machen wir einen Abstecher ins Große Torfhausmoor, das bei guten Witter sicherlich reizvolle Blicke bietet. Weil der Regen stärker wird, gehen wir schnell den Bohlenweg durch das Moor, hindurch zwischen vielen weißen Wollgras-Blüten, die ich bereits aus Lappland kenne.

Brockenbahn, Harz, GermanyNach dem Moor wird der Weg auf den Brocken etwas steiler und die Idylle schwindet immer mehr. Für gut einen Kilometer geht der Weg entlang einer alten NVA-Panzerstraße bergauf, bis er auf die Schienen der Brockenbahn trifft. Nun sind es nur noch gut zwei Kilometer. Wir wandern immer tiefer in die Regenwolken hinnein. Die Luft ist feucht und die Sicht reduziert sich Höhenmeter um Höhenmeter. Einige Male fährt fährt die Brockenbahn mit ihren Dampfloks vorbei - für Eisenbahnfans eine wahre Attraktion. Auf dem Weg sind immer mehr Menschen, die sich bei schlechtem Wetter, in schlechter Kleidung und teils auf Sneakern und mit Sandalen den Brocken hinauf oder hinab mühen.

Als wir den Gipfel endlich erreichen, wären wir fast an dem riesigen Brockenhaus vorbeigelaufen, weil die Sichtweite mittlerweile unter 20 Meter gesunken ist. Etwas genervt von den vielen Leuten, der Wander-"Autobahn" und dem schlechten Wetter, nehmen wir in der Brocken-Herberge erstmal eine warme Dusche und legen uns ein wenig hin. Im Brocken-Restaurant erwartet uns in der luftigen Höhe der siebenten Etage eine Küche im Ossi-Style. Trotzdem - wir haben viel erlebt und verbringen einen sehr lustigen Abend, leider mit Null Aussicht.


Streckenlänge: 17,2 km

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