Jürgen Felten ca. 1954 bei Lübeck auf seinem Köthke-"Champion" |
Köthke existiert seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr und spielte im Rennradbau ohnehin schon lange keine Rolle mehr. Kaum einer kennt die Marke heute noch. Das war in der ersten Hälfte des vrgangenen Jahrhunderts noch ganz anders. Insbesondere bei den Bahnradfahrern der damaligen Zeit hatten die Köthke-Rahmen einen Namen. Rennrad-Enthusiasten verbanden die Marke aber vor allem mit dem 1936er Sprint-Olympiasieger Toni Merkens, der bei Fritz Köthke eine Fahrradmechaniker-Lehre gemacht hatte. An ihn erinnert heute noch der Merkens-Weg vom Münchner Olympia-Stadion zum dortigen Radstadion sowie die Merkens gewidmete "Olympia-Eiche" am Kölner Radstadion.
Das Köthke-"Champion" meines Vaters durfte ich zeitweise auch als Jugendlicher in den 1970er Jahren benutzen, bis ich das erste Mal eine Delle in die Alufelgen gefahren hatte. Damals war das Rad noch schwarz mit der Original-Handbeschriftung, hatte eine Simplex-Schaltung mit 5-fach Ritzel hinten und zwei Kettenblättern vorne sowie einen belgischen Alu-Lenker, auf den mein Vater immer besonders stolz war. Dann verschwand das Rad über Jahrzehnte im Keller. Irgendwann Anfang der 1990er bekam es mal eine neue, blaue Lackierung (pulverisiert). Unverständlicher Weise verunstaltete es mein Vater mit "schlimmen "Bremsen (vorne und hinten unterschiedlich), Lichtanlage mit Dynamo, Schutzblechen und zeitweise einem Gepäckträger. Der belgische Lenker war verloren, der alte Brooks-Sattel auch.
![]() |
Das Köthke vor dem Rückbau zum Rennrad im Jahr 2010. |
Nach dem ersten Umbau 2012 und bereits mit den neuen Tektro-Bremsen. |
Ein Dorn im Auge war mir hinsichtlich meiner Planungen für die L'Eroica 2015 allerdings noch die Schaltung. Mein Vater konnte offenbar in den 1990er Jahren ohne Internet nicht so einfach an Teile kommen. Besonders schwierig bei dem Köthke-Rahmen ist, dass er nur Schraubkränze mit maximal fünf Ritzeln aufnehmen kann. Im Handel war sowas in den 90er Jahren gerade noch für Tourenräder zu bekommen. Also montierte mein Vater am Schaltauge ein billiges Shimano-"Alivio"-Schaltwerk. An der Tretkurbel saßen zwei NoName-Kettenblätter mit äußerem Überwurfschutz.
Die Shimano 600 "Arabesque"-Komponenten, der 5-fach Schraubkranz und die vernickelte Connex-Kette. |